7. Paderborner Sozialkonferenz
Appell an die Solidarität
Paderborn. Schließen Digitalisierung und soziale Nähe sich gegenseitig aus? Unter dieser Leitfrage fand am 6. November 2021 die 7. Paderborner Sozialkonferenz mit dem Titel „Digitalisierung und soziale Distanz – Herausforderungen durch die Pandemie“ statt. Vorbereitet wurde die Online-Veranstaltung vom Dekanat Paderborn, dem Evangelischen Kirchenkreis Paderborn, dem DGB Ostwestfalen-Lippe und der Kommende Dortmund. In Paderborn hat die Zusammenarbeit von DGB und Kirchen lange Tradition: Seit über zehn Jahren findet alle zwei Jahre eine gemeinsame Sozialkonferenz statt, die aktuelle Themen aus dem Bereich der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik aufgreift. Nachdem die Sozialkonferenz im vergangen Jahr coronabedingt absagt werden musste, fand die diesjährige Sozialkonferenz – passend zum Thema – ausschließlich digital statt.
Gemeinsam mit den Impulsgebern, Prof. Berthold Vogel vom Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) der Universität Göttingen und Prof. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn, wurde der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen die Pandemie auf unser Leben hat. Prof. Vogel stellte fest: „Die Coronapandemie markiert Grenzen der Solidarität. Zusätzlich erweist sich die Digitalisierung zum Teil als Trennungs-, Desinformations- und Hassbeschleuniger. Aber wir haben in der Pandemie auch angefangen, über Wert und Würde der Arbeit zu reden. Ebenso wie die Digitalisierung zeigt uns die Pandemie die Gesellschafts- und Gemeinschaftsbedürftigkeit.“ Prof. Riegraf ergänzte: „Kommunikation ist mehr als ein getakteter und effizienter Informationsaustausch über Zoom. Der öffentliche Raum lässt sich nicht durch das Internet ersetzen. Wir brauchen statt eines Isolationsschubs wie in der Pandemie auch die zufälligen Begegnungen, die Gespräche zwischen Tür und Angel. Und wir müssen aufpassen, dass massive Technisierung und Datenverwendung nicht gesellschaftliche und politische Prozesse manipulieren.“
Im Alltag bieten Online-Formate Unterstützung im Umgang mit der Pandemie – ob beim Einkaufen, Arbeiten oder im Bildungs- und Kulturbereich. Beispiele sind etwa Homeoffice oder Distanzunterricht. Volker Neuhoff, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises und Mitveranstalter der Paderborner Sozialkonferenz, fasst die Herausforderungen für das gesellschaftliche Miteinander zusammen: „Je länger die Krise andauert, desto spürbarer werden die Grenzen und Widersprüche im Umgang mit der digitalen Technik: Viele empfinden die digitalen Möglichkeiten als persönliche Bereicherung; gleichzeitig verlieren nicht wenige den Anschluss, sind verunsichert und fühlen sich allein gelassen. Je länger wir ‚auf Distanz‘ gehen müssen, desto bewusster wird uns, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind.“
Betriebe, Schulen, Unis und Vereine sind soziale Orte, an denen wir nicht ausschließlich Geld verdienen oder lernen. Denn: „Das soziale Miteinander, auch der Diskurs über Unterschiede und das Aushalten von anderen Meinungen, ist für unsere Gesellschaft eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben. Das hat in der Pandemie sehr gefehlt. Wir müssen viel dafür tun, dass das wieder möglich wird“, so Anke Unger, Regionsgeschäftsführerin des DGB OWL in Paderborn.
In der Diskussion im Anschluss an die beiden Impulsvorträge ging es neben dem Thema Digitalisierung um das Thema Impfquote. Impfverweigerung weise auf eine Entsolidarisierung in der Gesellschaft hin. Impfgegner würden medial hervorgehoben anstatt das gemeinschaftsbezogene Verhalten der Mehrheit wertzuschätzen und „Spätimpfer“ direkt darauf anzusprechen, dass Solidarität sich lohne. Die Impfung der Bevölkerung ist ein entscheidender Baustein für eine rasche Eindämmung der Corona-Pandemie. Die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Paderborn, Sabine Kramm, hatte bereits am Beginn der Sozialkonferenz ermutigt: „Lassen wir uns vom Virus das Soziale nicht austreiben!“
Dechant Benedikt Fischer fasste den Appell aus der 7. Sozialkonferenz zusammen: „Das Impfen ist ein Akt der Solidarität und Nächstenliebe! Wir fordern alle Menschen auf, für die eine Impfung durch die STIKO empfohlen wird, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Man schützt sich selbst, aber vor allem auch jene Menschen vor einer Ansteckung, die sich aus verschiedenen Gründen nicht impfen lassen können. Das sind wir insbesondere den Kindern und Jugendlichen schuldig, die sich seit über anderthalb Jahren zum Schutz der vulnerablen Bevölkerungsgruppen sehr stark eingeschränkt haben.“