Amazing grace
Mittendrin
Als der amerikanische Präsident vor einem Jahr in sein Amt eingeführt wurde, erklang es vor dem Kapitol: „Amazing grace“. Es gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Kirchenliedern der Welt. Vor 250 Jahren dichtete es der ehemalige Kapitän eines Sklavenschiffes, John Newton, aus Dankbarkeit für die Errettung aus schwerer Seenot. Er wurde Geistlicher und trat für die Abschaffung des Sklavenhandels ein. Das Lied ging in die afroamerikanische Gospelmusik ein und wurde zu einem Protestsong gegen die Sklaverei und für die Einhaltung der Menschenrechte. John Newton beschreibt in diesem Lied seine Bekehrung zum christlichen Glauben. Vom Sünder zum Geretteten. Vom Blinden zum Sehenden. Vom Verlorenen zum Gefundenen. Es ist die Gnade Gottes, die ihn durch Ängste, Gefahren und Beschwernisse hindurch bewahrt und getragen hat. Er vertraut darauf, dass Gott ihm auch zukünftig Gutes verspricht und seine Hoffnung stärkt. Frieden und Freude ist seine Perspektive.
„Von seiner Fülle haben wir alle genommen, Gnade um Gnade.“ (Johannes 1, V. 16) Aus dem Anfang des Johannesevangeliums stammt das biblische Wort für den vergangenen Sonntag. Am Anfang eines neuen Jahres hoffen wir auf Gottes Segen und Gnade, die uns durch eine schwierige Zeit hindurch begleiten möge. Wir wünschen uns eine „erstaunliche (amazing) Gnade“, die uns staunen lässt, wenn wir auf die erlebte Zeit zurückblicken. Wir sind dankbar für alle, die uns durch ihren Einsatz, ihre Kraft und ihre Vernunft durch die gegenwärtigen Herausforderungen hindurch geleiten. Wir wollen auch miteinander gnädig umgehen, weil wir selbst die Gnade Gottes erfahren haben.
Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn
Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 15. Januar 2021.