Das Lachen nicht verlernen
Auf ein Wort
„Treffen sich zwei Ritter. Sagt der eine: Wie geht`s dir?“ „Geht so mittel, Alter“. Mittelalter, da wo die Ritter lebten. Ganz schlecht, wenn man Witz erklären muss. Aber dieser Witz ist auch eher einer aus der Kategorie: Kann man drüber lachen, muss man aber nicht. Haben wir eigentlich Grund zum Lachen in dieser Zeit? Ich hoffe doch! Sicher, die Aussichten sind trübe, wohin man auch immer schaut. Auf wen man auch immer hört. Aber war das eigentlich früher anders? Wir sagen heute im Nachhinein: Was ging es uns doch gut in den letzten Jahrzehnten! Wir hatten keinen Krieg, viele kennen nur den Wohlstand. Das hat uns verwöhnt, wir meinten, es ginge von allein immer so weiter. Ja, im Nachhinein sagen wir das.
In den letzten Jahrzehnten habe ich nichts davon gehört. Da gab es nur Warnungen vor ganz schlechten Zeiten, es gab gefühlt eine Krise nach der anderen. Die Menschen haben gestöhnt, gejammert, hatten Angst vor der Zukunft. Eigentlich also nicht viel anders als jetzt. Und deshalb ist es so wichtig, das Lachen nicht zu verlernen. Es ist weiterhin eine große Freude zu leben und das Leben in seiner Fülle zu genießen. Mehr, nicht weniger Lebensfreude brauchen wir. Der Satz „und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ stammt zwar nicht von Martin Luther, aber ist trotzdem in unserer Zeit herzerwärmend. Kapelle Petra, eine Musikgruppe aus dem schönen Hamm, hat es so ausgedrückt:
„An irgendeinem Tag wird die Welt untergeh′n
Doch an allen andern Tagen halt nicht
An irgendeinem Tag ist das alles vorbei
Aber jetzt ist noch nicht Schicht
Irgendwann geh’n irgendwie die Lichter aus
Und bis dahin machen wir das Beste draus
Es kommt alles, wie es kommt
Und es nimmt alles seinen Lauf
Und wenn das Ende vor der Tür steht
Dann mach’ ich vielleicht gar nicht auf!“
Darüber kann ich lachen: „Stell dir vor, die Welt geht unter und keiner geht hin.“
„Glaube kann Berge versetzen.“ Auch Berge der Angst und der übergroßen Sorgen. Wer sagt das? Martin Luther? Kapelle Petra? Ja, die auch. Und – Sie werden lachen – die Bibel!
Pfarrer Detlev Schuchardt, Evangelische Kirchengemeinde Bad Lippspringe
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 21. Oktober 2022.