Detox für die Seele
Auf ein Wort
Glücklich und im Frieden leben und anderen Menschen Gutes tun, so stelle ich mir ein erfülltes Leben vor. Ein Paradies hier auf der Erde, für mich und auch für die anderen Menschen. Aber leider leben wir nicht im Paradies, und die Vorstellung von einem solchen Leben wirkt besonders jetzt ziemlich naiv und realitätsfremd. Täglich erreichen jeden und jede von uns auf unterschiedlichen Kanälen schlimme Nachrichten über den Zustand der Welt und die Gräuel, die Menschen sich gegenseitig antun. Alle diese Nachrichten wirken auf unsere Seele ein, wie ein schleichendes Gift lassen sie uns entweder abstumpfen oder verzweifeln.
Kann man angesichts des Leids auf der Welt noch an einen guten Gott glauben? Einen Gott, der alles so wundervoll geregelt hat auf der Welt? Einen Gott, der die Menschen liebt und ihnen die Fähigkeit zu lieben geschenkt hat? Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Menschen einsichts- und lernfähig sind, dass die Liebe den Hass überwinden kann. Mir ist bewusst, dass Menschen auch durch Religionen zu Gewalt und Hass fehlgeleitet werden. Aber das ist keineswegs das Wesen einer Glaubensgemeinschaft, sondern eine menschliche Fehlinterpretation. Das Wesen des Christentums ist es, Gemeinschaft zu stiften, Gottes Liebe zu verkünden und die Liebe unter den Menschen zu predigen. Das gelingt nicht immer, aber wo es gelingt, trägt es Früchte.
Das Erlebnis eines Gottesdienstbesuchs in Südafrika möchte ich mit Ihnen teilen. Dort sind Menschen unterschiedlicher Schichten und verschiedener Hautfarbe zusammengekommen und feierten Gottesdienst. Es wird gesungen und gebetet, getanzt und gelacht. Der Predigende erhält spontane Rückmeldungen auf seine Predigt. „Halleluja“ und „Amen“ und „Praise the Lord“ hört man im Raum. Nach eineinhalb Stunden Beten und Singen und beteiligtem Zuhören geht man nach Hause und hat eine Stärkung für die Woche erhalten. Dort in Südafrika und auch hier bei uns ist das Leben nicht immer einfach und glücklich. Aber dort wie auch hier kann man die Gemeinschaft des Glaubens erfahren. Sicher auf ganz unterschiedliche Weise. Versuchen Sie es mal, in ihrer Gemeinde einen solchen Ort der Gemeinschaft zu finden. Diese Erfahrung wirkt wie Detox in unseren Seelen, wie eine Entgiftung, das macht uns wieder offen, um für Frieden und ein glückliches Leben einzutreten. „Halleluja“, das wünsche ich Ihnen. „Amen, praise the Lord!“
Heidrun Greine, Studierendenpfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Paderborn
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 20. Oktober 2023.