Die Flamme weitergeben
Mittendrin
Paderborn ist in das Libori-Fest gestartet. In diesem Jahr unter dem Motto: „1225 Jahre: So alt. So neu. So schön!“ Im Jahr 799 trafen sich der spätere Kaiser Karl der Große und Papst Leo III. an den Quellen der Pader. Das Jubiläum verweist auf eine lange Tradition des Christentums in Paderborn. In seiner Wortbedeutung bedeutet „Tradition“ Überlieferung und Weitergabe. Die Überlieferung des christlichen Glaubens geschieht auf unterschiedliche Weise: Durch Schriften, Gebäude, künstlerische Gestaltungen, aber vor allem durch Menschen. Dabei blicken wir nicht nur auf die herausragenden Personen aus der Vergangenheit, sondern auch auf die Menschen, die uns selbst das Evangelium glaubwürdig vermittelt haben: im Elternhaus, durch Großeltern, Paten und Freunde. Im Kindergarten, in der Schule, im kirchlichen Unterricht und in der Jugendarbeit, im Gottesdienst. Der christliche Glaube ist darauf angewiesen, weitergegeben und vorgelebt zu werden.
Die christlichen Kirchen verlieren derzeit zahlreiche Mitglieder. Inzwischen gehört die Mehrheit der Deutschen nicht mehr einer christlichen Kirche an. Dieser Prozess des Schrumpfens ist aber kein unvermeidbares Schicksal. Das biblische Wort für den vergangenen Sonntag erteilt dazu einen Auftrag, verbunden mit einer Zusage: „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“ (Lukas 12, 48). Dem mittelalterlichen Philosophen Thomas Morus wird das Zitat zugeschrieben: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“. Nutzen wir unsere Möglichkeiten, die Flamme des christlichen Glaubens weiterzugeben und wieder neu zu entfachen!
Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Bezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn
Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 27. Juli 2024.