Die Kraft des Windes

Mittendrin

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

Pfarrer Dr. Eckhard Düker. Foto: Diana-Jill Mehner

„Wind kannst du nicht sehen, ihn nur spürt das Ohr, flüstern oder brausen wie ein mächtger Chor.“ Mit dieser Zeile beginnt ein ökumenisches Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch (EG 568). Die zerstörerische Kraft des Windes haben wir in unserer Stadt durch den Tornado schmerzvoll erfahren müssen. Damit konnte niemand rechnen. Die körperlichen, seelischen und materiellen Schäden sind groß. Dankbar können wir sein, dass niemand tödlich verunglückt ist. Die Bereitschaft, einander zu helfen, ist ein großes Geschenk.

Den Wind an sich kann man nicht sehen, wohl aber seine Wirkungen. Im Lied heißt es: „Wind kannst du nicht sehen, aber, was er tut: Felder wogen, Wellen wandern in der Flut.“ Glücklicherweise gibt es auch die positiven Wirkungen des Windes: das Zusammenspiel in der Natur von Sonne, Wind und Regen als Grundlage unserer Ernährung, erneuerbare Energien aus Windkraft, der Wind, der die Segel antreibt usw. In der Bibel wird der Wind als Bild für den Geist Gottes verstanden. In der Schöpfungsgeschichte ist es der „ruach“, der über den Wassern schwebt. Als Lebenskraft Gottes und des Menschen setzt der Geist in Bewegung.

Auch den Geist Gottes können wir nicht sehen, aber seine Wirkungen spüren: „Geist kannst du nicht sehen, doch hör, wie er spricht tief im Herzen Worte voller Trost und Licht.“ Die Jünger Jesu haben die Kraft des Geistes Gottes als Befreiung und Ermutigung erfahren. „Geist kannst du nicht sehen, doch, wo er will sein, weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein.“ Das Pfingstereignis wurde für sie zur Motivation, aus der Enge in die Weite, aus der Verschlossenheit in die Öffentlichkeit zu gehen. „Hergesandt aus Welten, die noch niemand sah, kommt der Geist zu uns, und Gott ist selber da.“ Aus dieser Erfahrung des Geistes leben wir noch heute, nicht nur am Pfingstfest. Der Geist Gottes führt uns zusammen, ermutigt uns zur gegenseitigen Hilfe und setzt ungeahnte Kräfte frei.

Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn

Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 4. Juni 2022.