Schutzkonzept Konficamp
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund und Entwicklungsprozess. 2
Gemeinsame Verantwortung des gesamten Teams. 9
Bereichsspezifische Konzepte. 9
Unterstützung von Betroffenen. 9
Fallmanagement & Falldokumentation. 10
Hintergrund und Entwicklungsprozess
Das Konficamp Paderborn ist eine Maßnahme des Jugendreferats im Ev. Kirchenkreis Paderborn und wird durch eine hauptamtliche Fachkraft des Jugendreferats geleitet. Es besteht zurzeit aus zwei Konficamps á 6 Tagen in den Herbstferien von NRW. Das Projekt besteht schon seit 2003 und hat seitdem eine beträchtliche Entwicklung in Bezug auf Teilnahmezahlen erfahren. So kommen pro Konficamp ca. 130-140 Konfirmand*innen, ca. 40-50 ehrenamtliche Teamer*innen aus den beteiligten Kirchengemeinden, ca. 10-11 ehrenamtliche Teamer*innen im Leitungsteam (Rödeltruppe) sowie 5-7 Hauptamtliche (Pfarrer*innen, Gemeindepädagog*innen) zusammen und fahren in eine geeignete Jugendherberge. Für 2024 ist dies Burg Rothenfels am Main. Jugendherberge und Tagungshaus. Bergrothenfelser Str. 71, 97851 Rothenfels.
Die Konfirmand*innen sind i.d.R. im Alter zwischen 12-14 Jahren. Die Aufsichtspflicht liegt bei den Kirchengemeinden (mind. 1 hauptamtliche Person plus Teamer*innen in einem Betreuungsverhältnis von 1 Teamer*in auf 4 Konfis). Die Teamer*innen haben eine Altersspanne zwischen 14-30 Jahren, wobei die große Mehrzahl zwischen 15-20 Jahren alt ist.
In den letzten Jahren der Durchführung – insbesondere bei den Konficamps nach der Corona-Pandemie – sind psychische Belastungen bei Konfirmand*innen sowie Teamer*innen vermehrt vorgekommen, sodass zuerst in besonders herausfordernden Situationen für Einzelfälle gesonderte Rückzugsräume und zusätzliche Betreuungsangebote geschaffen wurden. Diese Erfahrungen und die zeitgleiche Einführung eines landeskirchlichen Gesetzes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt haben einen Prozess in Gang gesetzt. Dieser beinhaltet neben landeskirchlichen verpflichtenden Vorgaben zur Qualifizierung von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden auch den Auftrag zur Erstellung von Schutzkonzepten. In Folge dieses Auftrages ist der Kirchenkreis Paderborn und alle seine Untergliederungen aufgefordert, Schutzkonzepte zu entwickeln, so auch für das Konficamp Paderborn.
Aus den gemachten Erfahrungen und dem laufenden Prozess zur Schutzkonzeptentwicklung ergaben sich schnell konkrete Aufgaben, deren Umsetzung schon zu den Konficamps 2023 erfolgen konnte und dort auch erprobt wurden. Darunter zählen im Wesentlichen die flächendeckende Qualifizierung aller am Konficamp beteiligten Teamer*innen und Hauptamtlichen durch die landeskirchlich vorgegebene Basisschulung I und die Einrichtung eines Awareness-Teams auf den Konficamps.
Die Erstellung eines Schutzkonzeptes erfolgte zu Beginn des Jahres 2023 zuerst im fachlichen Austausch der Leitung des Konficamps Paderborn mit der Leitung des Jugendreferats und der Fachkraft für Prävention im Kirchenkreis Paderborn. Im Verlauf der Jahre 2023 bis 2024 fanden weitere solche Austauschtermine statt. Das Konzept wurde zudem durch den Austausch mit anderen Konficamps geprägt – vor allem mit den bundesweiten Konficamps in Wittenberg, an deren Awareness-Konzept sich dieses Konzept orientiert.
Ein Entwurf wird dem Synodalen Jugendausschuss zur Beratung übergeben und durch den KSV und zur Kenntnis genommen.
Das vorliegende Schutzkonzept ist nicht das Ergebnis eines abgeschlossen Prozesses, sondern wird in den Folgejahren evaluiert und weiterentwickelt. In die Ausgestaltung/Umgestaltung werden die Rückmeldungen aller am Konficamp beteiligten Personen eingebunden.
Bei den Konficamps 2024 wird das Konzept zum ersten Mal angewandt und anschließend mit beteiligten Personen evaluiert und angepasst.
Anspruch & Haltung
Die Evangelische Jugend Paderborn entwickelt und lebt eine Kultur der Achtsamkeit zum Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vor allen Formen der Gewalt, im Besonderen sexualisierter Gewalt und Grenzverletzungen.
Dabei gilt die Achtsamkeit für alle Beteiligten: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, (haupt- & ehrenamtlich) Mitarbeitende, Leitungsgremien, sich selbst und anderen gegenüber sowie in den vorhandenen Strukturen. Wir achten die Persönlichkeit und Würde jedes Menschen und respektieren individuelle Grenzen.
In Wahrnehmung unserer besonderen Verantwortung für junge Menschen verpflichten wir uns im Rahmen des Konficamps Paderborn zur Einhaltung der Standards, die
- nach der UN-Kinderrechtskonvention,
- nach dem Bundeskinderschutzgesetz (insbesondere §8 und §72a SGB VIII) für den Schutz von Kindern und Jugendlichen
- nach der Gewaltschutzrichtlinie der Evangelischen Kirche Deutschlands und
- nach dem Kirchengesetz der EKvW zum Schutz vor sexualisierter Gewalt (insbesondere Abstandsgebot, Abstinenzgebot, Meldepflicht)
gelten.
Damit dies gewährleistet werden kann, beschäftigen wir uns rund um das Konficamp Paderborn konstant mit dem Thema Schutzkonzept. Damit gemeint ist ein Konzept, das Diskriminierung, Gewalt und Grenzverletzungen thematisiert, um einen möglichst sicheren Raum zu schaffen, in dem persönliche Grenzen respektiert werden und sich alle wohl fühlen können. Sexistisches, rassistisches, antisemitisches, homophobes, transfeindliches, queerfeindliches, fremdenfeindliches und gewalttätiges Verhalten wird dementsprechend im Konficamp Paderborn nicht geduldet.
- Intersektionalität: Das Konzept hat einen intersektionalen Anspruch, das heißt wir sind uns der Verschränkung von verschiedenen Diskriminierungsformen bewusst und versuchen sensibel damit umzugehen, sind uns eigener blinder Flecken aber bewusst, insbesondere, weil wir bestimmte Diskriminierungserfahrungen nicht selbst erlebt haben und nicht vollumfänglich nachvollziehen werden können.
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Prävention sexualisierter Gewalt, deren besonderer Gefahr im Kontext von Jugendfreizeiten wir uns sehr bewusst sind. Alle Personen, die auf dem Konficamp Paderborn Verantwortung für andere tragen, werden darauf hingewiesen, eine gute Balance von Nähe und Distanz zu wahren und dies regelmäßig zu reflektieren. Um dies umzusetzen, erachten wir sowohl eine umfangreiche Präventionsarbeit für unabdingbar, bei der wir Bewusstsein für die Thematik schaffen und alle Beteiligten, besonders die Teamer*innen sowie Konfirmand*innen, für ihre Rechte sensibilisieren und Selbstbestimmung fördern.
Ergänzt wird die Präventionsarbeit durch ein Awareness-Team, dessen Mitglieder gesondert für den Umgang mit Betroffenen von Diskriminierung, grenzverletzendem Verhalten und Machtmissbrauch geschult wurden. Alle Beteiligten auf dem Konficamp Paderborn können sich, unabhängig von ihrer Rolle auf dem Konficamp Paderborn an das Awareness-Team wenden. Das Awareness-Team nimmt in seiner Arbeit u.a. folgende Grundsätze wahr:
- Betroffenenzentriertheit: Dabei steht die betroffene Person im Mittelpunkt und kann selbst entscheiden, wie viel sie teilen möchte und welchen Umgang sie sich wünscht.
- Parteilichkeit: Das Awareness-Team stellt sich aktiv an die Seite der Betroffenen und handelt in ihrem Sinne. Dabei werden geschilderte Situationen so angenommen, wie Betroffene sie erlebt haben und sie werden nicht mit Vorwürfen konfrontiert.
Wir verstehen es als unsere Verantwortung, beteiligte Personen auf Verletzungen und andere Hinweise auf Misshandlung oder Gewalt anzusprechen und uns ggf. mit einer spezialisierten Fachkraft zu beraten. Der Fokus unseres Awareness-Teams beim Konficamp Paderborn liegt auf der Unterstützung in Akutsituationen von Menschen, die unangenehme Situationen auf dem Konficamp erleben – was nicht geboten werden kann, ist eine langfristige Betreuung oder eine Mediation oder Therapie.
- kollektive Verantwortungsübernahme: Besonders wichtig ist uns, dass dieses Konzept nicht primär der positiven Außendarstellung dienen, sondern aktiv gelebt werden soll. Dazu vernetzen wir uns mit allen Verantwortungsträger*innen, sodass eine flächendeckende Sensibilisierung sichergestellt wird und alle ihren Teil zur Erfüllung des Konzepts beitragen können. So werden alle Hauptamtliche & Teamer*innen angehalten, ansprechbar für ihre Teilnehmenden zu sein und sich regelmäßig bei ihrer Gruppe nach deren Befinden zu erkundigen.
Risikoanalyse
Zur fortlaufenden Reflexion unserer Strukturen führen wir eine jährliche Risikoanalyse durch, um eine möglichst täterunfreundliche Umgebung hinsichtlich Räume und Programmgestaltung zu schaffen. Diese Risikoanalyse basiert auf Rückmeldungen der Teamer*innen und Konfirmand*innen mittels eines Umfragetools und wird von einer Projektgruppe ausgewertet.
Die Umfrage ist hier zu finden: https://forms.office.com/e/KjXwj0g3iy
Für eine erste Risikoeinschätzung seitens der Leitung ergeben sich folgende Faktoren:
- Analyse von Personenkonstellationen:
- Situationen mit allen Personen: Auf dem Konficamp Paderborn finden mehrere Veranstaltungen pro Tag gemeinsam mit allen Beteiligten gemeinsam in einem Saal statt. Dazu zählen die morgendlichen und abendlichen Andachten in der Kapelle, aber auch die Abendprogramme wie Eröffnungsabend, Casino Bancrotto, Disco und Abschlussabend. Bei diesen Programmpunkten gibt es aufgrund der fehlenden Übersichtlichkeit und dem Zusammenkommen von vielen Personen auf teils engerem Raum ein Potential für Unwohlsein und Grenzverletzungen. Außerdem ein erhöhtes Risiko für Ängste, v.a. in Bezug auf Menschenmassen und Lautstärke.
- Situationen mit wechselnden Personen: Bei Programmpunkten wie dem Marktplatz oder Ritter der Tafelrunde kommen Personen aus verschiedenen Gruppen zusammen für eine begrenzte Zeit, wodurch neue Personenkonstellationen entstehen. Dadurch werden die Teilnehmenden aus ihren gewohnten Gruppen herausgebracht, was neben Chancen für eine spannende Zusammenarbeit auch Risiken, wie beispielsweise Überforderung oder Unwohlsein einzelner Teilnehmer*innen, birgt.
- Situationen mit gleichbleibenden Personen: Zu den Arbeitseinheiten am Vormittag und beim Gemeindenachmittag sind die Teilnehmenden in ihren Gemeindegruppen. Diese Gruppen zeichnen sich durch eine höhere Vertrautheit aus, sind allerdings in sich geschlossen und schwierig einzusehen. Während des Konficamps schlafen die Teilnehmenden innerhalb der eigenen Gruppe in Mehrbettzimmern, die in einigen Fällen mit bis zu 14 Personen belegt sind. Dies birgt aufgrund der ungewohnten Situation und fehlenden Privatsphäre ein Risiko für Unwohlsein. Außerdem erhöht der geschlossene Charakter der Gruppe das Risiko für Ausgrenzung oder andere unangenehme Gruppendynamiken. Ein großer Risikofaktor in Bezug auf die Schlafsituation ist ebenfalls das Missachten des Verbots, fremde Zimmer zu betreten.
- Sanitäranlagen: Im Sanitärbereich sind abschließbare Einzelkabinen in unterschiedlichen Bereichen des Geländes vorhanden, die nach männlich und weiblich aufgeteilt sind. Die Gemeindegruppen können in ihren Unterkünften bei Bedarf eigene Einteilungen nach männlich, weiblich, divers oder genderneutral vornehmen. Dasselbe kann durch die Campleitung auch für Sanitäranlagen in Gemeinschaftsbereichen, wie dem Burghof geschehen. Als möglicher Risikofaktor kann eine unzureichende Markierung der einzelnen Bereiche wahrgenommen werden, die zu Verwirrung und falscher Benutzung führt.
- Erste Hilfe und andere Einzel-Situationen: Einzelsituationen bergen ein erhöhtes Risiko für Übergriffe und Machtmissbrauch. Dies gilt besonders in nicht einsehbaren Situationen, wie beispielsweise bei Erste-Hilfe-Einsätzen oder in Seelsorggesprächen in Zimmern oder separaten Räumen.
- Ansprechpersonen: Ein Mangel an Ansprechpersonen in Bezug auf Quantität und Diversität verhindert ggf. ein vertrautes Verhältnis zwischen Ansprechpersonen und Teilnehmenden.
- Krisensituationen:
- Die Strukturen für das Vorgehen bei übergriffigem und grenzüberschreitendem Verhalten sind noch nicht ausreichend bei allen Beteiligten vorhanden.
- Rückzugsorte: Der Camp-Alltag ist eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten, besonders Teamer*innen und Konfirmand*innen. Die konstante Konfrontation mit neuen Eindrücken und anderen Menschen birgt daher ein erhöhtes Risiko für Überforderung und Unwohlsein, sofern kein ausreichendes Angebot für Rückzug und Entspannung besteht. Dies gilt für Personen in allen Funktionen. Das weitläufige Gelände bietet verschiedene Möglichkeiten, um sich zurückzuziehen. Es gibt einige schwierig einsehbare Orte, die dem Team bekannt und leider auch schwierig zu vermeiden sind.
- Die Campregeln: Die Campregeln waren bisher nicht so präsent, wie wir uns das für ein gemeinsames Miteinander wünschen
Qualifizierung
Das Konficamp Paderborn setzt mit konkreten Anforderungen qualitative Standards, die als Minimum vorausgesetzt werden, um beim Konficamp Paderborn beteiligt sein zu können. Diese Standards können zum Teil über Schulungen erworben werden, die das Jugendreferat und andere Träger anbieten:
- Hauptamtliche: Eine hauptamtliche Person beim Konficamp Paderborn hat die Leitung einer Konfirmandengruppe inne und trägt damit die Verantwortung für die Konfirmand*innen und die Teamer*innen der entsprechenden Gruppe. Diese Personen sind haupt- oder ehrenamtlich Tätige im Kirchenkreis Paderborn (z.B. Pfarrer*innen, Gemeindepädagog*innen, Presbyter*innen). Diese haben alle Module der mehrtägigen Schulung „Hinschauen – Helfen – Handeln“ absolviert.
- Trainees: Als Trainees werden diejenigen ehrenamtlichen Personen bezeichnet, die für die Unterstützung der Konfirmand*innen einer Gruppe zuständig sind und beim Programm des Konficamps Paderborn eingesetzt werden. Dies sind zumeist jugendliche Personen zwischen 14-15 Jahren. Um als Trainee auf dem Konficamp Paderborn eingesetzt zu werden, ist die Mindestvoraussetzung ein absolvierter JuLeiCa-Grundkurs (dieser enthält die Basisschulung I).
- Gemeindeteamer*innen: Als Gemeindeteamer*innen werden diejenigen ehrenamtlichen Personen bezeichnet, die für die Betreuung der Konfirmand*innen einer Gruppe zuständig sind und beim Programm des Konficamps Paderborn eingesetzt werden. Dies sind zumeist jugendliche Personen zwischen 16-27 Jahren. Um als Gemeindeteamer*in auf dem Konficamp Paderborn eingesetzt zu werden, ist die Mindestvoraussetzung ein absolvierter JuLeiCa-Grundkurs und eine absolvierte Basisschulung II. Optimale Qualifikation ist die bundesweit anerkannte JuLeiCa (inklusive einer Basisschulung II).
- Rödeltruppe: In der Rödeltruppe sind ehrenamtliche Personen tätig, die das Konficamp organisatorisch und inhaltlich vorbereiten und bei der Durchführung des Programms die Verantwortung tragen. Diese Personen sind zumeist zwischen 16-30 Jahre alt. Um als Rödler*in beim Konficamp Paderborn eingesetzt zu werden, ist die Mindestvoraussetzung eine bundesweit anerkannte JuLeiCa (inklusive einer Basisschulung II) und eine absolvierte Qualifizierungsschulung.
- Awareness-Team: Alle Personen des Awareness-Teams sind mindestens 18 Jahre alt und haben die Basisschulung II absolviert. Darüber hinaus haben sie an einem Awareness-Workshop teilgenommen. Die Personen sollen in der Lage sein, sich mit eigenen Grenzen und unterschiedlichen Diskriminierungsformen im Vorfeld der Veranstaltung zu befassen. Hierzu gehören Verschränkungen verschiedener Arten von Gewalterfahrungen, Privilegien und Scham.
Thematisierung
Das Schutzkonzept sowie dessen Umsetzung werden auf verschiedene Weise thematisiert. Hierzu gehören u. a. ein Workshop, auszufüllende Bestätigungen und Aushänge auf dem Konficamp Paderborn.
- Workshop:
Aus jeder teilnehmenden Gruppe muss eine ehrenamtliche oder hauptamtliche Person an einem Awareness-Workshop teilnehmen im Vorfeld des Konficamps. Hierbei werden das Schutzkonzept sowie die Selbstverpflichtung und die wesentlichen Campregeln vorgestellt. Die Teilnehmenden wirken als Multiplikator*innen und tragen die Informationen in ihre Gruppe weiter.
- Selbstverpflichtung:
Alle Teamer*innen sowie hauptamtliche Personen auf dem Konficamp Paderborn unterschreiben vor den Konficamps eine Selbstverpflichtung. Die Selbstverpflichtung wird entweder im Rahmen einer Schulung oder nach einer Vorstellung des Schutzkonzepts unterschrieben. Zusätzlich wird in regelmäßigen Abständen (mind. alle 2 Jahre) durch eine verantwortliche Person das erweiterte Führungszeugnis eingesehen.
- Information auf den Konficamps:
Durch Aushänge in den Sanitäranlagen, den Gruppen- & Veranstaltungsräumen und an zentralen Stellen werden die Konfirmand*innen und Teamer*innen über das Awareness-Team und das Schutzkonzept informiert. Dort finden sich die Mitglieder des Awareness-Teams (mit Namen und Foto) und es werden die grundlegenden Aussagen des Schutzkonzepts dargelegt sowie die allgemeinen Camp-Regeln. Darüber hinaus gibt es dort Informationen für Meldestellen und Feedback. Das Schutzkonzept und die Aushänge auf den Konficamps werden in der Eröffnungs-Show thematisiert. Innerhalb dieser Show wird auch das Awareness-Team allen Beteiligten persönlich vorgestellt.
Transparenz
Das vollständige Schutzkonzept wird öffentlich auf der Homepage des Jugendreferats einsehbar sein. Auszüge des Konzepts werden auf den Konficamps ausgehangen.
Es werden Teilnehmende und Teamer*innen für das Thema in angemessener Weise sensibilisiert z.B. in der Eröffnungs-Show oder durch Schulungen und Workshops.
Präsenz auf dem Camp
Das Awareness-Team soll möglichst niederschwellig zu erreichen sein. Daher gibt es einen festen Ort auf dem Camp, an dem zu bestimmten Uhrzeiten mind. eine Person aus dem Awareness-Team zu finden ist. Das Team trägt als Erkennungszeichen ein Lanyard mit besonderer Farbkennzeichnung und dem Aufdruck „Awareness-Team“. Zusätzlich ist das Team auf den Aushängen mit Fotos und Namen platziert. Betroffene können sich an alle Personen des Awareness-Teams wenden oder Mitglieder des Teams bitten, die gewünschte Person aus dem Team zu holen. Um den Teilnehmenden den Kontakt zu erleichtern, soll ein Safe-Word für Hilfesuchende etabliert werden (z.B. “Wo ist Hannah?”). Wir streben eine generelle Erreichbarkeit zwischen 9 Uhr und 23 Uhr sowie mit zusätzlicher Präsenz während Extremsituationen an. In der übrigen Zeit sind die Gemeinde-Teamer*innen erste Anlaufstelle für die Themen ihrer Teilnehmenden.
Zusätzlich kann das Awareness-Team über einen Kummerkasten anonym kontaktiert werden. Der Briefkasten wird täglich gelehrt.
Im Falle einer Meldung an das Awareness-Team (über den Kummerkasten oder durch direkte Ansprache) laufen zunächst alle Informationen bei der Leitung des Konficamps zusammen. Je nach Fall und Situation wird dann gemeinsam mit (einzelnen) Mitgliedern des Awareness-Teams das Vorgehen abgestimmt. Die Leitung des Konficamps leitet die Treffen des Awareness-Teams und kümmert sich darum, dass das Team während des Konficamps gut aufgestellt ist. Zur Vorbereitung gehört, zusätzlich zu den landeskirchlich vorgeschriebenen Schulungen, ein Workshop, bei dem der Fokus darauf liegt, wie man sensibel mit Betroffenen und weiteren involvierten Personen (z.B. Teamer*innen, HA) umgeht, wie man seine eigene Rolle definiert und Grenzen für die eigene Zuständigkeit erkennt. Zudem werden die Abläufe des Camps in diesem Workshop daraufhin untersucht, wo das Awareness-Team Gefahrenpotentiale ausmacht und wie dem begegnet werden kann. Außerdem ist im Awareness-Team neben der Campleitung eine weitere hauptamtliche Person aus den Reihen der Kirchengemeinden Mitglied. In dem Fall, dass eine Meldung die Campleitung persönlich betrifft, kann das Team auch Treffen ohne Beteiligung der Leitung durchführen. Das Awareness-Team verfügt über Kontaktdaten zu Anlauf- und Unterstützungsstellen, die beratend tätig sind, sodass eine externe Fachberatung eingeholt werden kann. Auf dem Camp sind sie im Austausch mit den anderen Teamer*innen, vor allem mit der Rödeltruppe und dem Aufgabenbereich Erste-Hilfe, die Schnittstellen mit dem Thema Awareness haben.
Kritik & Anpassung
Die Arbeit am Schutzkonzept ist für uns ein fortlaufender Prozess. Dazu gehört eine konstante Weiterentwicklung in regelmäßigen Auswertungsrunden – durch die Treffen mit dem Awareness-Team bei aufgetretenen Meldungen auf den Konficamps sowie eine ausführliche Nachbereitung mit Blick auf das, was gut gelaufen ist und mögliche blinde Flecken, auf die wir noch nicht gut vorbereitet waren.
Für die Konfirmand*innen und Teamer*innen sowie Hauptamtliche gibt es im Rahmen der Risikoanalyse über einen Link zu einer Umfrage die Möglichkeit, uns anonym mitzuteilen, was ihnen noch fehlt und was ihnen bereits geholfen hat.
Darüber hinaus besteht für alle Beteiligten die Möglichkeit, während der Konficamps anonym über den Kummerkasten des Awareness-Teams oder den allgemeinen Feedbackkasten, Rückmeldungen zu geben. Direkte Gespräche mit Teamer*innen oder Hauptamtlichen sind selbstverständlich ebenfalls möglich.
Externe Expertise
Sowohl bei der Erstellung des Konzepts als auch bei der Qualifizierung der Beteiligten greifen wir auf die Expertise der Präventionsfachkraft des Ev. Kirchenkreises Paderborn zurück. Für den Fall, dass Personen zusätzliche Beratung benötigen, stehen Kontaktdaten zu Fachstellen für Kindeswohl und psychologische Gesundheit zur Verfügung, die bei Bedarf zu Rate gezogen werden können.
Für alle Teilnehmenden am Konficamp gibt es an den Aushängen Kontaktdaten zu beratenden Stellen, wie beispielsweise die Nummer gegen Kummer.
Gemeinsame Verantwortung des gesamten Teams
Wie anfangs bereits beschrieben, ist es uns ein großes Anliegen, dass wir kein formales Papier für die Ablage schreiben, sondern das Konzept regelmäßig thematisiert und langfristig auch gelebt wird. Daher erachten wir die Umsetzung des Konzepts nicht als Aufgabe des Awareness-Teams oder der Leitung allein, sondern als gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten. Zur Umsetzung der kollektiven Verantwortungsübernahme werden alle Verantwortungsträger*innen mit ins Boot geholt, sodass eine flächendeckende Sensibilisierung sichergestellt wird und alle ihren Teil zur Erfüllung des Konzepts beitragen können. Das geschieht durch entsprechende Schulungen aller haupt- und Ehrenamtlichen, sowie der Unterzeichnung einer Selbstverpflichtung, aber auch durch die Einbindung in die Auswertung des Schutzkonzeptes durch z.B. Umfragen und Feedback. Durch wiederkehrende Präsenz des Themas sollen auch die Konfirmand*innen darin gestärkt werden, selbst Verantwortung für ein grenzwahrendes Miteinander zu übernehmen.
Bereichsspezifische Konzepte
- Infrastruktur
- Sicherheit
- Programm
- Unterbringung
- Erste Hilfe/Awareness
Unterstützung von Betroffenen
Bei der Unterstützung von Betroffenen nehmen wir deren Bedürfnisse in den Fokus.
Wenn sich eine Person an uns wendet, wird bestmöglich eine angenehme Gesprächsatmosphäre (in Bezug auf Ort, Umgebungsgeräusche, anwesende Personen) geschaffen und Ruhe bewahrt, statt dem Impuls zu verfallen, direkt zu handeln. Die betroffene Person hat immer die Möglichkeit, eine ihr vertraute Person dazuzuholen, wenn sie sich damit wohler fühlt.
Wie anfangs bereits beschrieben, steht die betroffene Person im Mittelpunkt und kann selbst entscheiden, wie viel sie teilen möchte und welchen Umgang sie sich wünscht (→ Betroffenenzentriertheit). Dazu gehört für uns auch, die Sprache und Formulierungen der Person zu beachten und aufzugreifen. Dabei werden geschilderte Situationen so angenommen, wie Betroffene sie erlebt haben und sie werden nicht mit Vorwürfen konfrontiert (→ Parteilichkeit). Um ein vorschnelles Urteil über die beschuldigte Person zu vermeiden, kann in Erwägung gezogen werden, einen Perspektivwechsel der geschilderten Situation vorzuschlagen. Wir beziehen dennoch klar Stellung, dass wir übergriffiges Verhalten nicht tolerieren. Das Awareness-Team verpflichtet sich, allen Beschwerden angemessen nachzugehen.
Alle eingeweihten Personen verpflichten sich grundsätzlich dazu alles Besprochene streng vertraulich zu behandeln, es sei denn die betroffene Person gibt ausdrücklich die Erlaubnis zu Weitergabe von Informationen. Gegebenenfalls wird zusammen mit der betroffenen Person geschaut, wer außerdem einbezogen werden soll (z.B. bei Kindeswohlgefährdung).
Die zentrale Anlaufstelle auf den Konficamps ist das Awareness-Team. Das Team ist auf dem Gelände zu bestimmten Zeiten an einem festen Ort zu finden und kann auch per Telefon, SMS und verschiedene Messenger erreicht werden. Der Kontakt kann ebenso über den Kummerkasten hergestellt werden. Generell ist das Team täglich von 9-23 Uhr ansprechbar. Die Mitglieder des Teams sind falls nötig von anderen Aufgaben zu entbinden, wenn sie eine Meldung erhalten.
Darüber hinaus gibt es auf dem Camp Aushänge einer öffentlichen Hotline, die auch von zuhause aus bei Bedarf angerufen werden kann, z.B. die Telefon-Seelsorge.
Fallmanagement & Falldokumentation
Das Awareness-Team bearbeitet gemeinsam mit der Campleitung die Meldungen, führt unterstützende Gespräche mit den Betroffenen und koordiniert die Fälle, die aufkommen. Nach Bedarf (z.B. bei besonders herausfordernden Fällen) werden Treffen mit einzelnen Mitgliedern oder des gesamten Awareness-Teams einberufen.
An uns herangetragene Fälle werden schriftlich mithilfe einer Vorlage dokumentiert und im Zimmer der Campleitung vertraulich aufbewahrt. Die betroffene Person muss über die Dokumentation informiert werden und ihr zustimmen (s. Anhang „Falldokumentation“).
In Fällen, in denen eine körperliche Verwundung wahrgenommen wird, wird gegebenenfalls das Erste Hilfe-Team hinzugezogen und mit der Fachstelle für Kindeswohl ggf. über eine mögliche Kindeswohlgefährdung gesprochen. Wir verstehen es als unsere Verantwortung, Beteiligte auf Verletzungen und andere Hinweise auf Misshandlung oder Gewalt anzusprechen.
Die Art der Intervention wird je nach Fall besprochen. Einbezogen werden die betroffene Person (ggf. mit Vertrauensperson), Vertreter*innen des Awareness-Teams und die Campleitung. Grundsätzlich steht in jedem Fall der Schutz der Betroffenen im Vordergrund, was konkret bedeutet, erst einmal Distanz zu den beschuldigten Personen und Sicherheit für die betroffene Person zu schaffen. Wenn das gewünscht und als sinnvoll eingeschätzt wird, kann das auch bedeuten, dass die Person anders untergebracht wird (in dem Fall am besten mit einer*einem Freund*in), um eine weitere Konfrontation zu verhindern. Ob und wie mit beschuldigten Personen gearbeitet wird, entscheidet ebenfalls die zuvor genannte Personengruppe, abhängig von der Situation. Grundsätzlich ist es uns aber wichtig, auf übergriffiges Verhalten aufmerksam zu machen. Im Sinne des Schutzes der Betroffenen gibt es hier jedoch keine allgemeine Regelung, inwiefern beschuldigte Personen informiert werden. In letzter Instanz können beschuldigte Personen nach einem persönlichen Gespräch vom Konficamp verwiesen werden. Die abschließende Entscheidung darüber liegt bei der Campleitung. Diese hält in solchen Fällen Rücksprache mit der Leitung des Jugendreferats und der Fachkraft für Prävention im Kirchenkreis Paderborn. Es wird darauf geachtet, dass die Ansprechperson, die bei der betroffenen Person bleibt und sie betreut, selbst nicht die Intervention durchführt, sondern sich ganz nach den Bedürfnissen der betroffenen Person richtet. Wenn die betreuende Person neue Informationen von der betroffenen Person bekommt, werden diese im Dokumentationsbogen ergänzt und dem Team weitergegeben.
Für den Fall, dass sich Vorwürfe gegen Personen aus dem Team richten, wird die Person in Absprache mit der Campleitung von ihren Aufgaben auf dem Konficamp entbunden. Zusätzlich erfolgt eine Meldung an die Leitung des Jugendreferat und der Fachkraft für Prävention im Kirchenkreis Paderborn. Sofern sich die Vorwürfe gegen die Campleitung richten, stimmt sich das Awareness-Team mit dem hauptamtlichen Mitglied, der Leitung des Jugendreferats und der Fachkraft für Prävention im Kirchenkreis Paderborn über das weitere Vorgehen ab. Bei Personen aus den Gemeinden, egal ob hauptamtliche oder ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, erfolgt eine Meldung an die Meldestelle der Landeskirche. In jedem Fall ist bei Personen aus dem Team die persönliche Befangenheit besonders zu reflektieren.
Für den Fall, dass die hauptverantwortliche Person einer Gruppe abreisen muss, wird geprüft, ob die Gruppe auch unter Aufsicht einer ehrenamtlichen Person auf dem Konficamp verbleiben kann. Da die Aufsichtspflicht beim Träger der Gruppe (die jeweilige Gemeinde etc.) liegt, entscheidet ein Vertreter der Gemeinde gemeinsam mit der Campleitung in Abwägung der Reife der Konfirmand*innen und Teamer*innen, der Gruppendynamik sowie des potenziellen Sicherheitsrisikos, ob die Gruppe auf dem Konficamp bleiben darf, ob eine andere Aufsichtsperson anreist und übernimmt oder ob die Gruppe auf eigene Verantwortung abreist.
Anhänge
- Selbstverpflichtung
- Falldokumentation-Vorlage
- Ansprechpartner-Liste mit Beratungsstellen, etc.