Auf ein Wort: “Drehen Sie sich nicht um, Frau Lot!”
von Pfarrerin Heidrun Greine
Mehr als 3200 Studierende haben zu diesem Semester ihr Studium in Paderborn aufgenommen. Sie werden in der nächsten Zeit auch das Stadtbild mitprägen. Hier gibt es Erstsemesterpartys, dort eine neue studentische WG in der Nachbarschaft. Der jungen Universitätsstadt Paderborn steht diese Verjüngung meiner Ansicht nach sehr gut. Für die jungen Menschen bedeutet dieser Studienbeginn den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt: Der Auszug aus dem Elternhaus in eine WG oder eigene Wohnung. Das Kennenlernen einer neuen Stadt und – ganz wichtig – vieler neuer Menschen in ihrem Leben. Das ist schon eine große Herausforderung. Ein Aufbruch zu neuen Erkenntnissen durch das Studium und neuen Erfahrungen durch das selbständige Leben. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit meines Lebens zurück und vielleicht geht es Ihnen ähnlich, wenn Sie sich an den Beginn von Ausbildung oder Studium erinnern. Da ist so viel Spannung in diesem Lebensabschnitt, große Erwartungen, glückliche Momente. Aber auch so manche Enttäuschung wartet auf die jungen Menschen. Und wir Älteren können sie nur ermutigen ihren eigenen Weg zu gehen. Aber nicht nur junge Leute brechen zu Neuem auf. Wir alle tun das immer wieder. Dazu müssen wir nicht unbedingt den Ort verlassen. Die veränderten Lebensumstände lösen immer wieder einen Wandel aus. Manchmal ist es sogar existenziell wichtig, dass wir Altes zurücklassen und uns auf Neues einlassen. Dafür gibt es ein bekanntes und besonders Beispiel in der Bibel. Die Frau von Lot wendet sich nach der Flucht aus Sodom trotz der Warnung der Engel um, sie schaut noch mal auf die untergehende Heimatstadt zurück und sie erstarrt zur Salzsäule (Gen 19,26). Ich sehe das nicht als Strafe Gottes an, sondern als unmittelbare Folge der Rückschau. Lots Frau kann sich nicht von der Vergangenheit lösen. Die Fixierung auf das Zurückliegende kann den Weg zum Neuen versperren. Ich denke, das ist, was wir von Lots Frau lernen können: Das Erinnern ist möglich, aber nicht das Festhalten am Vergangenen. Gott fordert uns auf weiterzugehen und er geht mit. Wenn wir uns offen dem Neuen zuwenden, dann ist es möglich in jedem neuen Lebensabschnitt gute Erfahrungen zu machen. Diese Offenheit ermöglicht jungen und älteren Menschen gleichermaßen die Erfahrungen, die sie brauchen um ein erfülltes Leben zu führen. Herzlich willkommen in Paderborn, liebe Studierende, ihr ladet uns mit eurer Präsenz ein zu neuen Horizonten aufzubrechen.
Heidrun Greine
Studierendenpfarrerin der ESG Paderborn