Durch Glasfenster Geschichte sichtbar werden lassen

Innensanierung der Abdinghofkirche

Pfarrer Dr. Eckhard Düker (v. l.) und Dr. Joachim Mohn vor dem Entwurf für das südliche Glasfenster im Chorraum.Foto: Abdinghof-Bezirk

Pfarrer Dr. Eckhard Düker (v. l.) und Dr. Joachim Mohn vor dem Entwurf für das südliche Glasfenster im Chorraum.
Foto: Abdinghof-Bezirk

Paderborn. Als im März 1945 die Brandbomben auf Paderborn fielen, wurde auch die Abdinghofkirche stark zerstört. Nur die Mauern hielten dem Angriff stand. Im Chorraum klaffte in riesiges Loch. Die durch den Berliner Kirchenmaler Prof. Ernst Pfannschmidt (1868-1949) vollständig ausgeführte Bemalung der Kirche ging im Krieg ebenso verloren wie die von dem Kölner Künstler Michael Welter (1808-1892) konzipierten runden Glasfenster im Chorraum. Nach dem Krieg war die schlichte Wiederherstellung der Kirche das Gebot der Stunde. Von der ursprünglichen künstlerischen Gestaltung blieb nur das große neoromanische Kreuz, das den Angriff durch eine Auslagerung unversehrt überstanden hatte.

Mit einer enormen Kraftanstrengung der evangelischen Kirchengemeinde und durch zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung gelang es, die Kirche bis 1951 wieder aufzubauen. Die Fenster wurden einfach verglast. Vor 10 Jahren wurde bereits das bunte Glasfenster über dem Westportal rekonstruiert. Im Rahmen der Innensanierung der Kirche bietet sich nun die Möglichkeit, auch zwei Fenster im Chorraum wieder herzustellen. Das südliche Chorfenster stellt die Kreuzigung dar. Michael Welter ließ aus dem Stamm des Kreuzes Passionsblumen mit grünen Ranken als Zeichen des Lebens hervorwachsen.

Durch die Initiative von Dr. Joachim Mohn aus München, dem Sohn des früheren Eigentümers der Ilse-Zementwerke, Friedrich-Wilhelm Mohn, konnte die finanzielle Voraussetzung für die Wiederherstellung des Südfensters geschaffen werden. „Mein Vater hat nach dem Krieg den Wiederaufbau der Abdinghofkirche finanziell und personell unterstützt. In Verbundenheit mit ihm und der Kirchengemeinde möchte ich die Wiederherstellung dieses wertvollen Fensters ermöglichen.“ Pfarrer Dr. Eckhard Düker freut sich über die Unterstützung und ergreift die Chance, das Projekt im Rahmen der Innensanierung der Kirche zu realisieren. „Als Kirchengemeinde sind wir für dieses großzügige Angebot sehr dankbar. Es gibt uns Möglichkeit, eine wichtige Epoche der Geschichte dieser Kirche wieder sichtbar zu machen. Als die Abdinghofkirche 1871 für die evangelische Kirchengemeinde eingeweiht wurde, hatte Michael Welter einen großen Anteil an der Innengestaltung.“

Für die moderne Wiederherstellung des Fensters konnte die Paderborner Firma Glasmalerei Peters gewonnen werden. Prokurist Christoph Sander recherchierte die ursprüngliche Farbgebung anhand von vergleichbaren Motiven in Hildesheim. Er beschreibt die Arbeitsweise: „Gemäß den historischen schwarz-weiß-Fotos werden die Bleirisse für das Fenster erstellt und mithilfe von Schablonen die einzelnen mundgeblasenen farbigen Gläser zugeschnitten. Anschließend erfolgt eine mehrschichtige Bemalung von innen und außen, die in das Glas eingebrannt wird. Die Glasstücke werden in ein Bleinetz eingefügt und mit Hilfe von Windeisen stabilisiert.“ Christoph Sander freut sich auf ein weiteres Projekt: „Auch das ursprüngliche Ostfenster mit einem Heilig-Geist-Motiv kann rekonstruiert werden.“

Prokurist Christoph Sander (v. l.) und Glasmaler Eduard Schizle, Glasmalerei Peters, präsentieren die bemalten und gebrannten Gläser.Foto: Abdinghof-Bezirk

Prokurist Christoph Sander (v. l.) und Glasmaler Eduard Schizle, Glasmalerei Peters, präsentieren die bemalten und gebrannten Gläser.
Foto: Abdinghof-Bezirk