Ein bunter Regenbogen am Himmel

Auf ein Wort

Heidrun Greine, Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Paderborn

Heidrun Greine, Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Paderborn

Als ich in der vergangenen Woche in den Himmel blickte, sah ich über den dunklen Wolken einen bunten Regenbogen. Für mich ist er immer ein fröhliches Zeichen göttlicher Liebe. Traurige Gedanken und negative Gefühle sind vergessen, und es überwiegt die Freude an den fröhlichen Farben am Himmel. Manchmal braucht es aber keinen Regenbogen, um mich fröhlich werden zu lassen. Da reicht schon die Begegnung mit einem anderen Menschen. Da gibt es ein kurzes Lächeln als Begrüßung oder das intensive Gespräch über Fragen des Lebens. Als Studierendenpfarrerin führe ich viele solcher Gespräche, und es überrascht mich immer wieder, mit wie viel Ernsthaftigkeit und Intensität junge Menschen von ihrem Glauben und ihren Zweifeln erzählen. Da ist die Studentin, die formulieren kann, dass sie ihre Ängste und Selbstzweifel aufgehoben weiß in Gott, der ihr wieder Vertrauen und Selbstbewusstsein gibt. Da erzählt ein Student von seinen Erfahrungen mit anderen jungen Christinnen und Christen und ich merke, wie ihn das bewegt, wie die anderen glauben können. Es ist nicht so leicht für junge Menschen sich als Christin oder Christ zu outen. Einerseits möchte keiner in eine bestimmte Ecke gestellt werden, andererseits will jeder und jede dazugehören, beheimatet in einer Gemeinschaft, die einen trägt. Die Kirchen bieten solch eine Gemeinschaft an.

Meiner Erfahrung nach sind junge Menschen heute genauso auf der Suche nach Sinn und Ziel ihres Lebens wie früher. Die christlichen Kirchen bleiben also gefragt! In meiner Studierendengemeinde erlebe ich: Die Praxis des Glaubens hat sich verändert; es werden andere Lieder gesungen; der Glaube ist persönlicher geworden; es gibt mehr Toleranz zwischen den Religionen und Konfessionen. Die Überzeugung, dass jede und jeder nach seiner Façon selig werden kann, bekommt wieder eine neue Bedeutung.

Wenn ich also demnächst wieder die Zeitung öffne und einen Artikel zum Kirchenmitgliederrückgang lese, dann kann ich getrost auf den Regenbogen vertrauen, der sich auch am kirchlichen dunklen Himmel zeigt. Junge Menschen mit einem authentischen Glauben sind für mich zum fröhlichen Zeichen göttlicher Liebe geworden. Wenn ich Kirche so denke, dann überwiegt bei mir wieder die Freude an den Begegnungen mit jungen Menschen, die in diesem Rahmen möglich sind. Vielleicht können Sie ihn auch entdecken –  diesen bunten Regenbogen.

Heidrun Greine, Studierendenpfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Paderborn

Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 5. Mai 2023.