Ein frohes neues Jahr. Geht das?
Auf ein Wort
Ein neues Jahr liegt vor uns, und ich wünsche Ihnen ausdrücklich ein frohes neues Jahr! Das mag verwundern. Froh? Geht das?! Denn dieses Jahr ist ja alles anders. Schon beim Morgenkaffee hören wir schlechte Nachrichten, leben mit so vielen Einschränkungen, dass selbst die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, nach sozialen Kontakten und nach Selbstverwirklichung nicht befriedigt werden können. Covid 19 ist nun einmal eine reale Bedrohung, die längst noch nicht abgewendet ist! Das macht uns nicht froh, das macht Angst! Es ist ja längst klar: Dieses wird ein schwieriges Jahr, für das Vieles fraglich ist. Wie wird es weiter gehen? Was erwartet uns? Wie lange mag es noch dauern, bis – hoffentlich! – eine klare Wende zum Guten erreicht ist? Und: Wie halten wir das eigentlich aus?
Mit der Angst werden wir wohl leben müssen. Sie zu verdrängen, nützt nichts. Aber vielleicht gelingt es ja, sie als gute Begleiterin ein Stück des Weges mitzunehmen? Als eine, die mahnt und warnt und schützen will. Nur: Um seelisch gesund zu bleiben, dürfen wir ihr nicht einen zu großen Raum geben! Es gilt also, nicht nur den Körper gesund zu halten, sondern auch die Seele zu pflegen. Wie? Indem ich darauf achte, auch mir selbst Gutes zu tun. Das stärkt die Widerstandskraft! Indem ich trainiere, jeden Tag etwas Gutes zu sehen. Aber auch, indem ich auf meine eigenen Seelenkräfte vertraue. Sie sind vorhanden und helfen zur Krisenbewältigung.
Das Wichtigste ist aber: Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben! Das Vertrauen darauf: Es wird eine gute Zukunft geben, in die Gott uns führen wird! Im Jesajabuch heißt es dazu: „Fürwahr, ich vollführe etwas Neues: schon sprosst es auf – erkennt ihr es nicht?“ Und ja! Erste Hoffnungskeime, Gründe zur Hoffnung sind schon zu sehen: Die ersten Impfungen sind da! Und so viele Menschen, die sich für andere einsetzen! Auch in ihnen sehe ich Gott am Werke! Gott, der an Weihnachten Mensch geworden ist, um uns nahe zu sein; um mit uns zu leiden und das Leid zu überwinden; um uns zu trösten und zu heilen und um eine bessere, menschengerechte Welt heraufzuführen. Seinen Plan für die Welt sollten wir als Ziel fest vor Augen behalten. Seine Zukunftsverheißung und sein Beistand sind stärker als die Angst! Und deshalb können wir auch im Vertrauen auf seine Hilfe zukunftsgewiss in das neue Jahr gehen. „Ich weiß, was ich mit euch vorhabe. Ich, der Herr, werde euch Frieden schenken und euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung.“ (Jeremia 29,11) Der „Für-uns-da“ wird uns auf dem Weg durch das Jahr so viel Widerstandskraft geben, dass wir gestärkt und froh aus der Krise hervorgehen werden. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein frohes neues Jahr!
Silvia Reinecke, Schulpfarrerin des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 15. Januar 2021.