Ein neues Lied
Mittendrin
„Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ (Psalm 98,1) Unter diesem Psalmwort stand der letzte Sonntag Kantate. In der österlichen Freudenzeit gehört neben dem Jubel und dem Beten auch das Singen zu den Ausdrucksformen des christlichen Glaubens. Doch ist uns auch zum Singen zumute? In der gegenwärtigen Situation bleibt uns das neue Lied oft im Hals stecken angesichts von Krisen, Krieg und Katastrophen. Auch persönliche Schicksalsschläge können unsere Seele belasten. Krankheit und Überlastung, Depressionen und Einsamkeit machen es schwer, ein fröhliches Lied anzustimmen. Die Sehnsucht nach Erneuerung, nach Heilung und Regeneration ist groß.
In einem alten Kinderlied heißt es: „Alles neu macht der Mai“. Es beschreibt die frische und grüne Schöpfung, die den Menschen aus dem Haus lockt. Sonnenschein und Frühlingsduft, Vogelsang und Hörnerklang erheben die Seele und erneuern das Gemüt. Die Erfahrung der grünenden Natur tut uns gut. Nach dem Winter kann die Seele wieder aufatmen. Doch die Natur allein kann uns nicht heilen. Wir kommen von Ostern her. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi von den Toten macht uns Mut. Das neue Lied, das wir singen können, ist geprägt von der Hoffnung auf Erneuerung durch Gottes neue Schöpfung. Das kann schon jetzt und hier beginnen. Wir stehen vor großen Herausforderungen in unserer Gesellschaft und im Blick auf die Krisen unserer Zeit. Wir kleben uns aber nicht fest an Weltuntergangsphantasien, sondern wir wollen uns öffnen für neue österliche Perspektiven und das Vertrauen, das Gott neues Leben schafft. Daran wollen wir gern nach unseren Möglichkeiten mitarbeiten.
Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Bezirk, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Paderborn
Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 6. Mai 2023.