„Es besteht unmittelbar Handlungsbedarf“
Die etwas andere 8. Paderborner Sozialkonferenz: Appell an die Kommunalpolitik
Paderborn. Was brauchen die Menschen in der gegenwärtigen Not? Welche Maßnahmen sind notwendig und was können wir beitragen? Die 8. Paderborner Sozialkonferenz mit dem Titel „Winterliche Solidargemeinschaft“ suchte Antworten für die Gesellschaft unter dem Druck aktueller Herausforderungen. „Die aktuellen Krisen fordern uns existentiell und gesellschaftlich heraus: Der grausame Krieg in der Ukraine, die Explosion der Energie- und Lebenshaltungskosten, fehlende Fachkräfte und die Dramatik um die Zukunft der Erde. Sie führen zu Rissen in unserer Gesellschaft und gefährden den sozialen Zusammenhalt“, fasste der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, Volker Neuhoff, vom Bündnis DGB und Kirchen eingangs die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zusammen.
Viele Menschen im Paderborner Land stemmen sich gegen die aktuellen Krisen, kümmern sich um Menschen in Not. Gemeinsam mit Verantwortlichen und Aktiven aus Kommunalpolitik, Sozialverbänden, Gewerkschaften und sozialen Initiativen hatte die 8. Sozialkonferenz in diesem Jahr einen neuen Dreh: „Wir wollen alle Aktiven vernetzen und von Ihnen hören, wo noch Unterstützungsstrukturen im Paderborner Umfeld fehlen“, so Neuhoff weiter.
Seit nunmehr 13 Jahren findet alle zwei Jahre die Zusammenarbeit der Kirchen und Gewerkschaften in Paderborn ihre Spitze in einer Sozialkonferenz. Die mittlerweile beständige Tradition schafft es immer wieder, aktuelle Themen aus dem Bereich der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik aufzugreifen und in spannenden Veranstaltungen Teilnehmende einzubeziehen. Die Ergebnisse der Sozialkonferenzen, wie beispielsweise der aus der Sozialkonferenz 2018 hervorgegangene Ethikrat der Stadt Paderborn, bereichern die Paderborner Gesellschaft dauerhaft.
Nach kurzen Impulsen von Vanessa Kamphemann von der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. und Patrick Wilk vom Caritasverband Paderborn e.V. kamen die rund 50 Teilnehmenden miteinander ins Gespräch, diskutierten mögliche kommunale Handlungsoptionen und formulierten Forderungen. „Steigende Preise und die explodierenden Gas- und Stromkosten treffen die Menschen mit voller Wucht. Viele Hilfen, die die Politik angekündigt hat oder umsetzt, kommen manchmal nicht bei denen an, die sie unmittelbar brauchen“, fasste Dechant Benedikt Fischer vom katholischen Dekanat Paderborn die Debatte zusammen. „Es besteht unmittelbar Handlungsbedarf. Sogenannte Lotsen müssen an einem leicht zugänglichen Ort erreichbar sein. Dort könnte geschultes Personal Menschen beim Beantragen von Sozialleistungen wie z.B. Wohn- oder Bürgergeld helfen und Zugänge zu weiteren Hilfsangeboten schaffen.“
„In einer Zeit, die den Menschen und der Gesellschaft so viele Veränderungen gleichzeitig abverlangt, braucht es Hilfen, die schnell und unkompliziert bei den Menschen ankommen“, so Anke Unger, Regionsgeschäftsführerin beim DGB OWL. Das Bündnis begrüßt zudem den Vorschlag aus der Sozialkonferenz, die Schuldnerberatung auszuweiten: „Es kann nicht sein, dass Menschen in einer Schuldensituation bis zu einem Jahr auf ein Beratungsgespräch warten müssen. Die Überschuldung nimmt vor allem bei jungen Menschen rasant zu“, so Unger.
Das Bündnis DGB und Kirchen wird aus den gesammelten Forderungen eine Resolution an die Kommunalpolitik im Kreis und in der Stadt Paderborn schicken. Die Organisatoren danken allen Teilnehmenden für ihre rege Beteiligung und die sehr klaren Formulierungen an die Verantwortungsträger der Politik.