„Gegenseitig Mut und Hoffnung schenken“
Aktionsgruppe „Wege in die Mitte“ schafft interaktiven Erlebnisraum in Kilianikirche
Von Burkhard Battran
Höxter. Und wieder ist die Inzidenz gestiegen und wieder fallen geplante Gottesdienste aus oder werden nur digital angeboten. Auch zu Ostern. Die Kilianikirche in Höxter ist trotzdem geöffnet. „Auch ohne (Präsenz)Gottesdienst wollen wir die Kirche zu einem Raum des Gesprächs und einem Ort gemeinschaftlichen Erlebens machen, sogar auch dann, wenn man dort ganz allein ist“, erklärt Gemeindemitglied Kristin Launhardt-Petersen (57). Mit ihren Gemeindeschwestern Heide-Marie Bestian (68) und Silke Winter-Schrader (52) bilden sie die Aktionsgruppe “Wege in die Mitte”, innerhalb der Evangelischen Weser-Nethe-Kirchengemeinde Höxter.
Schon das ganze Jahr werkeln sie in der Höxteraner Kilianikirche. Sie schichten Steine, drapieren Stoffe, stellen Gegenstände auf, schreiben Texte und präsentieren Bilder. Zwölf unterschiedliche Erlebnisstationen gibt es dort zurzeit. „Es ist aber auch alles im Wandel, vor Ostern haben wir Kreuzwegthemen aufgegriffen, die wir aber wieder wegnehmen und dann die Osterbotschaft in den Mittelpunkt stellen”, sagt Heide-Marie Bestian.
Die drei Frauen machen das alles aber nicht allein. „Wir bekommen immer wieder Hilfe von anderen Gemeindemitgliedern, die sich mit Ideen einbringen. So ist beispielsweise eine kleine Ausstellung über Feld- und Wegekreuze aus dem Höxteraner Umland entstanden. Eine wichtige Rolle spielt auch eine Gruppe von Bewohnern aus der evangelischen Höxteraner Behinderten-Wohneinrichtung Ludwig-Schloemann-Haus. „Unsere Bewohner tun sich schwer mit der kirchlichen Symbolsprache, darum setzen wir Methoden der Selbstwirksamkeit und der Interaktion ein”, erklärt Silke Winter-Schrader, die hauptberuflich als Teilhabebeauftragte im Schloemann-Haus arbeitet. Auch Heide-Marie Bestian ist fest mit der Behinderteneinrichtung verbunden. Sie war dort bis zur ihrer Pensionierung Einrichtungsleiterin. „Die Bewohner kommen gerne hierher, denn sie können sich einbringen und haben das Gefühl, über die Botschaften an den Stationen mit der Gemeinde und der Welt im Austausch zu sein”, bestätigt Bestian.
Auch die Bewohner leiden unter den Corona-Beschränkungen. Termine in ihren Sportvereinen oder andere Aktivitäten finden schon lange nicht mehr statt. Mit der Arbeit an den Stationen halten sie Kontakt zum Leben außerhalb der Einrichtung.
Es gibt viele interaktive Elemente in den Stationen. Da ist ein Klagemauer aus Hohlziegeln. Besucher können ihre Sorgen und Ängste aufschreiben und in die Ziegellöcher stecken. Daneben steht ein kleiner Holzkasten, der Trostkarten spendet. „Aus den Zetteln der Klagemauer formulieren wir dann auch Fürbitten, damit die Sorgen, Ängste, Bitten und Hoffnungen von vielen mitgetragen werden können”, erklärt Launhardt-Petersen. An einer Wäscheleine können Hoffnungsbilder aufgehängt werden. Besucher können sich zum Mitmachen inspirieren lassen, damit die Leine immer voller wird. Silke Winter-Schrader: „Es gibt auch eine Station, wo Kinder ihre Sorgen und Empfindungen kreativ zum Ausdruck bringen können. Alle Stationen dienen dazu, uns gegenseitig Hoffnung und Mut zu schenken.“
Die Kilianikirche in Höxter ist täglich für Besucher tagsüber geöffnet.