Gott eine Freude machen
Auf ein Wort
Im Moment läuft bei uns im Lukaszentrum Am Laugrund die Ausstellung „Gott liebt die Fremden“ der Österreichischen Bibelgesellschaft. Man staunt von vorne bis hinten über Selbstverständlichkeiten, die man sich als Sesshafter nicht bewusst macht. Es gibt kaum eine prominente Person in der Bibel, die nicht irgendwann zum Umzug, zur Migration, zur Flucht genötigt worden wäre. Im Glaubensbekenntnis Israels ist die Flucht aus Ägypten ein Ur-Datum, Abraham und Sara brechen im hohen Altar ins Unbekannte auf, Jakob sucht das Weite, für anderthalb Jahrzehnte, nach dem Betrug an seinem Bruder Esau, Mose begegnet dem lebendigem Gott, als er im Exil die Schafe seines Schwiegervaters hütet, David flieht vor Saul und später vor seinem Sohn Absalom, als die ihn töten wollen, Ruth begleitet ihre Schwiegermutter auf der Rückkehr aus dem Nachbarland, das während einer Hungersnot deren Familie Zuflucht geboten hatte.
In Kürze wird uns Matthäus daran erinnern, dass der Säugling Jesus mit seiner Familie mit knapper Not der Soldateska des Herodes entrann. Und fast am Ende der Bibel betont der Hebräerbrief, dass der erwachsene Jesus einen einsamen Tod starb: draußen, vor den Toren der Stadt. Ein Aufenthalt in den Komfortzonen scheint für Menschen, die in den Dunstkreis des lebendigen Gottes geraten, nicht in Frage zu kommen: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die künftige suchen wir“. Denen, die sich gerade irgendwo dauerhafter aufhalten, empfiehlt die Epistel eine umfassende Freundlichkeit gegenüber Fremden: „Gastfrei zu sein, vergesst nicht. Auf diese Weise haben einige bereits, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ Tun wir es ihnen nach. Es sieht ganz so aus, als ob der Gott, der die Fremden liebt, sich daran freute. Einen schönen 4. Advent wünscht Ihnen,
Pfarrer Christoph Keienburg, Lukasbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 16. Dezember 2022.