Kirchengemeinden machen mit: Faire Orangen in Borchen und Elsen
Aktion „Süß statt bitter“ der Evangelischen Kirche
Borchen/Elsen. Durch ihr Einkaufsverhalten wirken Konsumenten ohne es zu wollen oder zu wissen an manchen Ungerechtigkeiten mit. Das trifft auch auf den Kauf und Verzehr von Früchten zu. In Süditalien hat die Orangenernte gerade in der Winterzeit Hochkonjunktur. Viele Erntehelfer*innen schuften allerdings für einen Hungerlohn – etwa 25 Euro für einen langen Tag knochenharter Arbeit. Sie hausen unter erbärmlichen Bedingungen in Zelten, Containern oder baufälligen Hütten. Weil große Konzerne und Handelsketten den Preis diktieren, müssen viele kleinbäuerliche Betriebe ihre Orangen für einen Preis verkaufen, der kaum die Kosten für das Pflücken abdeckt.
„SOS Rosarno“ heißt ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Orangenanbau in Süditalien fairer zu gestalten und aktiv gegen dort vorhandene Formen von moderner Sklaverei vorzugehen. Er zahlt Bauern einen fairen Preis und ermöglicht Saisonkräften eine menschenwürdige Arbeit. Er beschäftigt Migrant*innen mit regulären Arbeitsverträgen, zahlt ihnen Tariflöhne sowie Sozialbeiträge. Der Verein vertreibt Orangen nur von Öko-Betrieben und organisiert den Verkauf an Bioläden und Gruppen solidarischen Konsums. Einen Zwischenhandel gibt es nicht.
Zur Unterstützung dieser Arbeit organisierte die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) über ihr Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MöWe) die Aktion „Süß statt Bitter“ – eine Art Sammelbestellung bei den fair, biologisch und umsichtig produzierenden Orangenbauern, die mit SOS Rosarno zusammenarbeiten. Nach der großen Resonanz in der Adventszeit 2020 wurde die Aktion im Februar 2021 fortgesetzt. Im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn haben sich die Kirchengemeinden Borchen und Elsen an der Aktion „Süß statt bitter“ beteiligt und faire Orangen bestellt.
„Als wir davon gehört haben, dass über das Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung, kurz MÖWe, auch Kisten nach Ostwestfalen kommen können, waren wir sofort begeistert“, so Pfarrerin Sabine Sarpe von der Evangelisch-Lutherischen Stephanus-Kirchengemeinde Borchen. Zusammen mit der Kommune Borchen und Combi-Fischer hat die Kirchengemeinde 45 Kisten mit je 1o Kilogramm bestellt. Ganz frisch sind sie Anfang Februar in Borchen eingetroffen und wurden als fairer Gruß aus der Gemeinde an Pflegeheime und Kitas in der Kommune verschenkt und außerdem in der Kirchengemeinde und beim Combi-Markt zu einem fairen Preis weiterverkauft.
Im Zuge der Aktion kaufte die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen insgesamt 50 Kilogramm Orangen und stellte sie für alle zum Abholen in den offenen Teil der Elsener Erlöserkirche – die „Coronakirche“ – bereit. Um eine Spende in die Diakoniekasse wurde gebeten. Der Aufruf wurde gut angenommen, so Pfarrer Felix Klemme: Innerhalb weniger Stunden waren lediglich noch ein paar Orangen übrig. Eine nette Person hatte darüber hinaus ein mehrfach ausgedrucktes Rezept für Orangenkuchen dazugestellt. Ein Plakat und Flyer informierten über SOS Rosarno und seine Arbeit. Ein Teil der Orangen wurde von den Jugendteamern den neuen Katechumenen nach Hause gebracht, die seit Januar Lockdown bedingt auf ihr erstes Kurstreffen warten müssen. Die Spenden in der Diakoniekasse kommen wiederum Menschen in Notsituationen zu Gute. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde vergibt hieraus helfende Beträge für Personen in akuten finanziellen Notlagen.
Plakat zur Aktion: