Magnificat – nur eine Utopie?
Mittendrin
„Ave Maria“ – „Sei gegrüßt, du Begnadete. Der Herr ist mit dir!“ Die berühmten Worte der Begrüßung Marias durch den Engel Gabriel haben insbesondere in ihrer vertonten Form für viele Menschen eine hohe emotionale Bedeutung. Die Botschaft des Engels, dass Maria den Sohn Gottes zur Welt bringen soll, löst in ihr Erschrecken und Freude zugleich aus. Maria besucht daraufhin ihre Verwandte Elisabeth und wird von ihr selig gepriesen. Anschließend stimmt sie ein Loblied an: „Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilands.“ (Lukas 1, Vers 46) Das so genannte „Magnificat“, das ebenfalls in der Musik einen vielfachen Nachklang gefunden hat, stellt unsere Weltordnung auf den Kopf: Die Mächtigen werden vom Thron gestoßen und die Niedrigen werden erhoben. Hungernde werden reich und Reiche gehen leer aus.
Das Lied der Maria liest sich wie ein Kommentar zur gegenwärtigen Weltlage. Wie sehr wünschen wir uns den Frieden in der Ukraine und überall in der Welt. Wie anders könnte unsere Welt sein, wenn Diktatoren von ihrem Thron stiegen und Gerechtigkeit und Freiheit Einzug halten würden. Wie könnte sich unsere Welt verändern, wenn Korruption und die Gier nach Macht und Reichtum einer gerechteren Verteilung der Güter weichen würden. Das Lied der Maria ist ein radikaler Blick auf die Weltordnung, damals wie heute. Alles nur eine Utopie? In einem Adventslied heißt es: „O komm, du Morgenstern. Vertreib das Dunkel unserer Nacht. Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des Bösen Tyrannei. Freut euch, der Herr ist nah.“ Wo Menschen sich vom Geist Jesu leiten lassen, kann sich unsere Welt verändern. Das ist die Hoffnung von Weihnachten. Gott kommt in unseren Herzen an und bringt uns innere Freiheit, Freude und Frieden. So kann unsere Welt neu werden!
Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof-Bezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn
Der Beitrag ist erschienen im Westfälischen Volksblatt Paderborn am Samstag, 17. Dezember 2022.