Martin Kolek: „Flüchtende versinken“
Bericht vom Sterben auf dem Mittelmeer
Paderborn. Von der aktuellen Lage auf dem Mittelmeer berichtete Martin Kolek beeindruckend und zum Teil erschreckend bei einem Informationsabend im Lukas-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn. Von seinen mehreren Einsätzen auf den Seenotrettungs-Schiffen, zuletzt 2021, konnte er mit vielen Informationen, Fotos und Videos die bedrückende Lage der Flüchtenden schildern.
Besonders die Lage in Libyen sei katastrophal und die Zusammenarbeit und Finanzierung der EU mit der libyschen Küstenwache ein Skandal. Flüchtende würden bedroht, geschlagen, gefoltert, ins Wasser geworfen, sagte der Seenotretter. Die Zusammenarbeit müsste sofort beendet werden. Die zivile Seenotrettung werde immer noch behindert und kriminalisiert. „Es scheint, dass man lieber die Flüchtenden ertrinken lässt, als ihnen ein faires Asylverfahren zu ermöglichen“, so Kolek.
„Nicht die Flüchtlingszahlen sinken, sondern die Flüchtlinge versinken – oft ungesehen, unerkannt“, sagte Martin Kolek. In Italien, das mit besonders vielen Flüchtenden zu tun habe und oft damit alleine gelassen werde, gebe es viele zivile Unterstützer der Seenotrettung. Kolek machte auf eine Gruppe aufmerksam, die sich um die Beerdigung der Ertrunkenen kümmert und einen Friedhof und ein Mahnmal in Armo in Kalabrien errichtet.
Die evangelische Lukasgemeinde ist Förderer der Aktion „United4Rescue“ und wurde durch den Informationsabend darin bestärkt, dass diese Unterstützung notwendig ist. Ein Motto der Aktion ist: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Auch wenn dies Thema nicht mehr die Schlagzeilen bestimme, so bleibe es eine dringende Aufgabe, das Sterben auf dem Mittelmeer zu beenden, erklärte Heiner Bredt vom Lukasbezirk.
Veranstalter waren der Lukas-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn und der Synodalbeauftragte für Flucht und Migration des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn.