Mehr als 400 Besucher auf der Infomesse in Warburg

Erste Messe über Sterben, Tod und Beerdigung im Kirchenkreis

Organisatorin Pfarrerin Patrizia Müller auf der Beerdigungsmesse.

Initiatorin Pfarrerin Patrizia Müller freut sich über den großen Erfolg.
Foto: Burkhard Battran

Von Burkhard Battran

Warburg. Die Evangelische Kirchengemeinde Altkreis Warburg und die Warburger Hospizbewegung haben die erste Trauermesse im Kirchenkreis unter dem Titel „Wie plane ich meine Beerdigung?“ in der evangelischen Kirche Maria im Weinberg veranstaltet.

„Die Beerdigung ist ein sehr sensibles Thema. Wir möchten Menschen die Gelegenheit und den Raum geben, über die letzten Dinge des Lebens nachzudenken. Es betrifft uns schließlich alle“, hatte Pfarrerin Patrizia Müller von der evangelischen Kirchengemeinde im Vorfeld gesagt und als Ziel formuliert: „Sterben und Tod und damit auch die Beisetzung liegen in der Öffentlichkeit eher in der Tabu-Zone. Und genau da möchten wir die Bestattung rausholen.“

Die Messe hat einen Nerv getroffen und kam mit rund 400 Besucherinnen und Besuchern besser an, als es die Organisatorinnen erwartet hätten. „Wir sind von der Resonanz wirklich überwältigt, vor allem aber ist es schön, dass hier so locker und zwanglos mit dem Thema umgegangen werden kann“, sagt Ulrike Menn vom Vorstand der Hospizbewegung Warburg.

Besucher der Beerdigungsmesse.

Bei Kaffee und Kuchen wird lebhaft diskutiert.
Foto: Burkhard Battran

Bestattungsinstitute, Betreiber privater Waldfriedhöfe, Kirchengemeinden, freie Trauerrednerinnen und -redner, Vertreter einer Rechtsanwaltskanzlei, ein Palliativmediziner und ein Büchertisch sowie die Warburger Filzurnengestalterin Annette Lödige haben an der Ausstellung teilgenommen. 20 Aussteller waren in der evangelischen Kirche dabei. Für sie war das Setting einer Messe genauso neu. „Die Idee ist toll, vor allem, weil es so eine entspannte und lockere Atmosphäre ist“, sagt Bestatterin Rita Riepe. „Es gibt viele Überschneidungen zu Hochzeitsmessen, die jeder kennt, und man muss keine Berührungsängste vor dem Thema haben“, so Hochzeitssängerin und Trauerrednerin Anna Weskamp aus Höxter.

Urnen aus Filz wurden vorgestellt.

Filzurnengestalterin Annette Lödige erhält große Resonanz.
Foto: Burkhard Battran

 

Bestatterinnen mit einem Sarg.

Bestatterinnen Rita Riepe und Daniela Zimmermann finden die Idee einer solchen Ausstellung hervorragend.
Foto: Burkhard Battran

Der Tod eines nahen Angehörigen kann das eigene Leben sehr verändern. Diese Erfahrung hat die Jakobusschwester Stephanie Danielsen (38) gemacht. Im letzten Mai ist meine Mutter gestorben, seither kann ich Seelen malen“, sagt die Ordensschwester aus Paderborn-Wewer. Künstlerisch tätig ist die Schwester Stephanie schon immer, aber jetzt hat sie ihr ganz eigenes künstlerisches Metier als Seelenmalerin gefunden. Diese besondere Begabung hat sich schnell herumgesprochen. „Im zurückliegenden Dreivierteljahr habe ich ungefähr schon über 100 Seelenbilder angefertigt“, sagt die Ordensschwester. Sie benötigt ein Foto der verstorbenen Person. Manchmal genügt auch ein persönlicher Gegenstand. Wenn sie sich darauf konzentriert ,erscheint vor ihrem geistigen Auge ein Bild der Seele der betreffenden Person. „Ich male zunächst in Aquarell und bearbeite das Bild dann digital weiter“, erläutert die Künstlerin ihre Technik. Ein Seelenbild kostet 30 Euro. Seelenbilder von Sternenkindern sind gratis.

Eine Ausstellerin malt Seelenbilder.

Jakobusschwester Stephanie Danielsen glaubt fest an die Unsterblichkeit der Seele. Sie malt sie sogar.
Foto: Burkhard Battran

Nicht alle Menschen glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Der Tod aber betrifft jeden irgendwann. Viele wollen nichts damit zu tun haben. „Für die Mehrheit ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema aber sehr wichtig, und darum war es mir auch ein besonderes Anliegen, diese Messe zu organisieren“, sagt Pfarrerin Patrizia Müller.

So sahen das auch viele Besucher. „Meine Mutter ist schwer krank und das Unvermeidliche rückt näher, darum bin ich sehr froh, hier einfach mal unverkrampft darüber sprechen zu können, wie man eine Beerdigung gut vorbereitet“, erzählt eine Besucherin.

Das Thema soll auch künftig lebendig gehalten werden. „Sicher wird es in den kommenden Jahren eine Wiederholung geben, vor allem werde ich mit dem Thema zeitnah auch Altenheime besuchen und zu den Menschen gehen, die nicht hierher kommen können“, sagt Pfarrerin Müller. Dazu hat sie unter der Überschrift „Meine Beerdigung – was mir wichtig ist“ eine Themenmappe vorbereitet. Pfarrerin Patrizia Müller: „Das ist ein kleiner Leitfaden, wo alle Aspekte angesprochen werden, die man dabei berücksichtigen sollte.“