„Schneller – höher – stärker – gemeinsam“

Auf ein Wort

Susanne Bornefeld. Foto: Privat

Schneller – höher – stärker – gemeinsam. So lautet der Leitgedanke der Olympischen Bewegung. Alle vier Jahre treffen sich die Sportler/innen der Welt unter diesem und einem weiteren Motto. „Games wide open“, so der Leitgedanke 2024 und Millionen Menschen lenken täglich ihren Blick gen Paris, dem Austragungsort der XXXIII. Olympischen Spiele. Wenn heute von dem Olympischen Gedanken die Rede ist, lesen und hören wir oft: „Dabei sein ist alles“. Dem Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin, wird dieses Motto zugeschrieben. Tatsächlich soll er aber gesagt haben: „Das Wichtige an den Olympischen Spielen ist nicht zu siegen, sondern daran teilzunehmen; ebenso wie es im Leben unerlässlich ist, nicht zu besiegen, sondern sein Bestes zu geben“.

Für Coubertin sollten die Spiele zur Internationalen Verständigung beitragen, unpolitisch und fair sein und die Toleranz unter den Nationen fördern. Um das zu verdeutlichen, erfand er auch das Symbol der Olympischen Spiele, die fünf miteinander verbundenen Ringe, die die fünf Kontinente symbolisieren. Der Olympische Gedanke macht deutlich, was bei den Spielen bis heute wichtig ist: Zeigen, was man kann, die Regeln beachten, schauen, wer der oder die Beste ist und Frieden auf der Welt. Frieden auf der Welt? Dieses Zusammentreffen, egal ob als Sportler/in im Stadion, als Zuschauer/in vor Ort oder an den Bildschirmen sowie beim Public Viewing soll friedlich sein. Sie begegnen sich nicht als Gegner, sondern als Freunde, die der Sport oder das gemeinsame Zuschauen verbindet. Das soll dem Frieden auf der Welt dienen.

Das soll dem Frieden auf der Welt dienen? Da habe ich so meine Zweifel. Während im Stade de France ukrainische Sportler/innen um Medaillen „kämpfen“, fallen russische Bomben auf ihre Heimatstädte und Soldat/innen „kämpfen“ gegen einen feindlichen Aggressor. Während der Dauer der Spiele, finden diese „Kämpfe“ nicht nur in der Ukraine sondern zeitgleich weltweit auf vielen Kriegsschauplätzen weiterhin statt.

Was bleibt also von Coubertins Olympischer Idee? Die Spiele sollen und können wieder einmal symbolisieren, wie wichtig ein friedliches, versöhnliches, gemeinsames, tolerantes, respekt- und würdevolles Miteinander der Athlet/innen ist. Denn die Hoffnung auf Frieden stirbt nie! Besiegen wir nicht, sondern geben unser Bestes für den Frieden und fangen wir alle bei einem friedvollen gesellschaftlichen Miteinander an. Das beginnt mit einem Wir, einem Gemeinsam und nicht mit einem: me, myself and I. Zerschmettern wir keine Teller, sondern teilen das Brot miteinander, wie Christus es uns lehrte.

Nehmen wir also alle den Olympischen Gedanken ernst, tragen ihn täglich weiter und huldigen ihm nicht nur alle vier Jahre. Ich wünsche Ihnen weiter spannende olympische Stunden und ein gesegnetes Wochenende.

Susanne Bornefeld, Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland; Spendenmanagement Diakonie Paderborn-Höxter e.V.

Der Beitrag ist erschienen in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 2. August 2024.