Veränderungen

Auf ein Wort

Pfarrer Detlev Schuchardt, Bad Lippspringe

Pfarrer Detlev Schuchardt, Bad Lippspringe

Wenn Sie etwas Geschriebenes am Computer schließen wollen, ploppt dies auf: „Möchten Sie die Änderungen im Dokument speichern?“ Der Hinweis verhindert, dass sorgfältig Erarbeitetes verloren geht. Manchmal drücken wir erschrocken auf „Nein“ – aus lauter Angst, wir könnten etwas unabsehbar verändern.

In diesen Tagen erlebe ich Ähnliches. Die Lockerungen machen es möglich, dass wir immer mehr zu alten Gewohnheiten zurückkehren können. Natürlich ist das schön. Aber: Waren alle Veränderungen denn nur schlecht? Weniger Flugreisen, weniger Besuche – dafür mehr Zeit für die Familie. Mehr Fahrradfahren in heimischen Gefilden, mehr Waldspaziergänge und weniger stressige Touren zu allen möglichen Events. Mehr Videokonferenz und weniger Dienstreisen: Für das Klima war das gut. Jetzt scheint es aber nicht schnell genug zu gehen, dass alles wieder ganz genauso wird wie früher. Ja, der Mensch ist schon ein Gewohnheitstier! Vom Dichter Erich Fried stammt der Satz: „Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.“ Veränderungen sind also keineswegs immer schlecht. Überlegen wir einmal, wie viele Dinge wir nur tun, weil sie Gewohnheit sind. Wir kaufen immer noch im selben Geschäft, obwohl Ware und Service nicht gut sind. Wir fahren kurze Strecken mit dem Auto, obwohl zu Fuß oder per Rad viel besser für uns ist. Wir treffen uns mit Menschen, mit denen uns gar nichts verbindet, nur weil wir Angst vor Gerede haben. Veränderungen tun oft weh. Sie bedeuten den Abschied von Althergebrachtem. Und das hat mit Trauer zu tun.

Eine Änderung aus der Pandemiezeit, die wir speichern sollten, ist: Weniger Luxus, weniger Unterwegs-Sein heißt oft mehr Leben. Wenn wir wollen, dass die Welt bleibt, dann müssen wir auf mehr verzichten. Sonst wird der Klimawandel ungehemmt weitergehen. Abschiede und Trauer darüber werden uns weiter begleiten. Aber es geht um nicht weniger als die Erhaltung der wunderbaren Schöpfung Gottes. Dieses Ziel teilen alle Weltreligionen, insbesondere das Christentum. Denken wir einmal daran, wenn wir wie jetzt wieder den Sonnenschein genießen dürfen!

Pfarrer Detlev Schuchardt, Evangelische Kirchengemeinde Bad Lippspringe

Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Donnerstag, 3. Juni 2021.