Wer unseren inneren Speicher wieder auffüllt
Auf ein Wort
Die Gasspeicher sind wieder fast voll, wer hätte das gedacht. Es gibt auch noch gute Nachrichten dieser Tage. Ach, wenn ich meinen inneren Speicher doch auch so einfach füllen könnte! Dann würde ich jetzt erholt und gestärkt ins neue Jahr gehen können. Weihnachten mit der Familie war schön, Silvester feiern wie früher war auch prima, und dann hatte ich sogar noch ein paar Tage Urlaub. Da müssten die inneren Speicher doch gut gefüllt sein, sollte man meinen. Stattdessen ist der Alltag längst wieder eingekehrt mit all seinen Anforderungen und Ansprüchen. Ich könnte glatt noch ein paar Wochen mehr Urlaub gebrauchen. Mir scheint, Lebenskraft und Motivation lassen sich nicht so einfach wieder auffüllen wie ein Gasspeicher. Im Gegenteil, nach so einer schönen Zeit fällt es mir umso schwerer, die alltäglichen Probleme anzugehen: Da ist der Druck auf der Arbeit, weil Kollegen fehlen, aber natürlich trotzdem alles erledigt werden soll. Die Preise steigen, aber die Einnahmen nicht, und wieder gibt es Druck, kostengünstiger und effektiver zu werden. Wie soll man da noch Spaß an der Arbeit haben!? Und so schleppe ich mich also bis zum nächsten Urlaub.
Doch ich glaube, es gibt eine Hilfe, und sie steckt in diesem alten Satz aus dem Johannesevangelium, der zufälligerweise auch der Spruch für die kommende Woche ist: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ (Joh 1,16). Jesus Christus ist also dieser „LNG-Tanker“, der unseren Speicher wieder auffüllt. Und zwar mit Gnade, das ist Gottes überschwängliche Liebe, die allen gratis zu Teil wird, die ihn darum bitten. Das ist ja gerade der Kern der christlichen Botschaft: Dass da Liebe sei, die alles durchdringt und alles begründet, was ist. Und dass diese Liebe Mensch geworden ist und uns Menschen zu Teil wird, wenn wir seine Liebe in unser Herz hineinlassen. Mit dieser Liebe wird alles, was ich in diesem Leben tun muss, wertvoll und wundervoll – oder ich lerne all das, was dieser Liebe abträglich ist, zu lassen und zu verändern. In diesem Sinn wünsche ich allen ein erfülltes neues Jahr.
Pfarrer Thomas Walter, Matthäus-Pfarrbezirk der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 13. Januar 2023.