Wir wird die Zukunft?

Auf ein Wort

Schulpfarrerin Silvia Reinecke

Schulpfarrerin Silvia Reinecke

Corona, Klima, Krieg. Als ob diese Krisen nicht genügten, sind nun die Energiekrise und der inflationäre Preisanstieg selbst bei den einfachsten Dingen des alltäglichen Bedarfs hinzugekommen. Jeder sechste Bundesbürger ist inzwischen armutsgefährdet und muss sich fragen: Werde ich im Herbst und Winter Kartoffeln, Strom und Heizung noch bezahlen können? Unglücklicherweise ist das inzwischen die bedrückende gesellschaftliche Realität! Was kommt auf uns zu? Wie wird die Zukunft? Die Zukunft der Welt, unserer Gesellschaft und die persönliche Zukunft? Welche Bilder haben Sie vor Augen? Apokalyptische Bilder vom Weltuntergang oder Bilder einer friedlichen und heilen Welt?

Klar ist wohl: Wir werden insgesamt mit weniger Wohlstand leben und für einen Ausgleich zwischen arm und reich sorgen müssen. Wer weiß: Vielleicht kommen wir so ja auch wieder dazu, dass wir das wirklich Wichtige im Leben wieder neu zu benennen und zu schätzen lernen? Die kleinen Glücksmomente, die klare Atemluft, die Geschenke von Familie, Freundschaft und Liebe etwa. Klar ist aber auch: Wenn es um das liebe Geld, um Einschränkungen und unseren Komfort geht, werden wir empfindlich. Manch einer wird da gereizt fragen: Wenn es um die Zukunft unserer Gesellschaft geht, was haben hier wohl schon die – übrigens immer weniger werdenden – Christen beizutragen? Eine ganze Menge! Denn den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine christliche Option! Ganz im Gegenteil dazu haben wir von Jesus den klaren Handlungsauftrag, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Von beidem reicht für eine deutliche Wirkung übrigens schon eine kleine Menge aus! Nein, in dieser komplexen Lage nur mal eben kurz die Welt retten, das können wir sicher nicht. Das Reich Gottes, die neue Welt nach Gottes Willen ganz heraufführen, das kann nur Gott allein! Aber: Wir dürfen für die Zukunft der Welt alles Gute und ganz neue Möglichkeiten von Gott erwarten. ER ist im Kommen, und er wird alles neu machen. Das glauben wir!

Und bis es so weit ist, braucht Gott unsere Mitarbeit an seinem Reich der Gerechtigkeit und des Friedens und an der Bewahrung der Schöpfung! Wie sollen also in naher Zukunft die Güter des täglichen Bedarfs gerecht verteilt werden? Im Reich-Gottes-Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ist das ganz klar. Die Arbeiter arbeiten von einer Stunde bis zu 12 Stunden sehr unterschiedlich lang und intensiv. Sie leisten unterschiedlich viel, aber sie werden nicht nach ihrer Leistung bezahlt. Ist das nicht ungerecht? Nein! Denn es entspricht der Güte und Gerechtigkeit Gottes, dass alle genug zum Leben haben sollen. Alle ist ein theologischer Begriff! Verteilgerechtigkeit ist also erst gegeben, wenn alle Menschen mit dem Lebensnotwendigen, nämlich mit Brot und Strom und warmem Wasser versorgt sind. Die neue Welt Gottes hat mit Jesus begonnen. Helfen wir, dass sie mehr und mehr Wirklichkeit wird.

Silvia Reinecke, Schulpfarrerin des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn

Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 26. August 2022.