Wird alles wieder gut?
Auf ein Wort
Ferien! Urlaub! Sonne! Strand! Meer! Die Corona-Zahlen sind gesunken und für viele gibt es kein Halten mehr. Endlich wieder das machen dürfen, worauf wir so lange verzichten mussten. Verdenken kann ich es niemandem, wenn er oder sie sich nun kopfüber in das unbeschwerte Leben werfen möchte und Urlaub bucht in die geliebten Urlaubsregionen. Wir scheinen den Tourismushochburgen auch etwas schuldig zu sein. Sie warten darauf, dass alle wieder kommen und die Branche endlich wieder lebendig wird. Hoffentlich wird alles wieder gut, denke ich dann zaghaft und zugegebenermaßen auch ein wenig ängstlich vor mich hin. Und frage mich dabei sofort, was denn dieses „gut“ genau bedeutet, und damit auch das „wieder“. War es denn so, wie es vorher war, gut? Soll es genau so wieder werden, wie es vorher war? Oder ist dieses „gut“ eigentlich schon viel länger her und eigentlich müsste alles anders werden, damit, wenn es nicht sofort wieder „gut“ wird, es wenigstens besser wird.
Als Pfarrerin gehe ich ganz an den Anfang zurück. Den der Bibel: die sogenannte Schöpfungsgeschichte. Ich weiß, dass dort nicht die wirkliche Geschichte der Evolution nacherzählt wird. Es ist die Deutung der Welt aus der Sicht von Menschen, die sich in einer guten Beziehung wissen zu einer Macht, die es gut mit ihnen meint: Gott, der sich als Schöpfer vorstellt, der für die Welt Gutes im Sinn hat. „Er sah an alles, was er geschaffen hatte, und siehe: es war gut.“ Und der Mensch wurde sogar als sehr gut vorgestellt. Doch leider ist es gerade dieser, der Gottes gute Schöpfung gehörig durcheinandergebracht hat. Die Umwelt leidet am Menschen. Das Klima leidet am Menschen. Und auch die Menschen leiden an Menschen. Nein, nichts ist gut, wenn wir uns im Urlaub abwenden von Menschen, die an die Küsten Europas gespült werden und dann illegal wieder von europäischen Polizisten ins Meer zurückgedrängt werden. Nichts ist gut, wenn Menschen weltweit fliehen müssen vor Krieg, Hunger- und Klimakatastrophen in ihren ausgebeuteten Ländern und in seitenlangen Schreiben mitgeteilt bekommen, dass ihr Antrag auf Schutz in einem europäischen Land offensichtlich unbegründet ist. Paulus schreibt: Gott hat die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht. Ich kann verstehen, was er damit meint.
Pfarrerin Sabine Sarpe, Ev.-Luth. Stephanus-Kirchengemeinde Borchen
Der Beitrag ist erschienen in der Reihe „Auf ein Wort“ in der Neuen Westfälischen Paderborn am Freitag, 2. Juli 2021.